Inhaltsverzeichnis
- 1) Tag 1 in Chefchaouen: Ankunft in der Stadt und die Suche nach dem Blau
- 2) Tag 2 in Chefchaouen: Die Medina und wie ich das Blau schließlich doch noch fand
- 3) Von Teehäusern und Bars in Chefchaouen
- 4) Tag 3 in Chefchaouen: Eiseskälte, Regen und wie die Sonne durch Wolken brach
- 5) Tag 4 in Chefchaouen: Nur noch mehr Kälte, Regen und Wanderungen, die ins Wasser fielen
- 6) Zusammenfassende Informationen über Chefchaouen
- Abschließende Worte
Aktualisiert zuletzt am 14. Februar 2022
1) Tag 1 in Chefchaouen: Ankunft in der Stadt und die Suche nach dem Blau
Mit dem Bus war ich von Asilah im Nordwesten Marokkos erst nach Tetouan und dann mit einem anderen Bus weiter nach Chefchaouen gefahren.
Als der Bus irgendwo am Straßenrand in Chefchaouen stoppte, empfingen uns dort bereits zahlreiche Männer, die uns Unterkünfte vermitteln oder Wege zeigen wollten. Ich lehnte dankend ab, hatte ich doch bereits eine Unterkunft gebucht. Aber war ich wirklich richtig? War ich wirklich in Chefchaouen gelandet?
Jedes Bild, das ich von Chefchaouen kannte, war blau gewesen. Aber hier vor mir sah ich überhaupt nichts Blaues. Ich tröstete mich damit, dass ich vermutlich erstmal in die Medina – die Altstadt – laufen müsste, um mein blaues Wunder zu erleben. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein Mann von der Busstation lies sich letztlich nicht davon abbringen, mich ein Stück zum Hostel zu begleiten. Oft bedeutet das in Marokko, dass man am Ende Geld in die offene Hand geben soll, viel Geld am besten. Dieses Mal jedoch verabschiedete sich der Mann am Ende einfach nur herzlich. Anscheinend hatte er einen anderen Backpacker gesichtet, zu dem er in Windeseile laufen musste, um ihn ebenso vor Irrwegen zu bewahren.
Ich folgte also weiter der Hauptstraße zum Hostel. Wo war denn nun dieses Blau, von dem die Fotos so viel zeigten?
Offenbar nicht entlang der Hauptstraße, soviel stand fest. Vorbei an überwiegend weißen Mauern, Böden und Häusern erreichte ich schließlich mein Hostel. Es wurde bereits dunkel. Da musste die Erkundungstour bis morgen warten.
2) Tag 2 in Chefchaouen: Die Medina und wie ich das Blau schließlich doch noch fand
Gemeinsam mit anderen aus meinem Hostel erkundete ich am nächsten Tag schließlich die Medina von Chefchaouen, die auch gleich um die Ecke meines Hostels begann. Ziemlich viel bergauf, leider, denn Chefchaouen liegt mitten in den Bergen Wir kamen am Hauptplatz der Medina vorbei, dem Place Outa el Hammam, an dem sich Cafés und Restaurants in den buntesten Farben tummeln. Auch die Kasbah von Chefchaouen befindet sich am Outa el Hammam. Ein sehr schöner Fleck in Chefchaouen.
Ich musste mich schließlich mit der Realität abfinden: Die blaue Stadt Chefchaouen war nicht einfach überall blau!
Und doch, nach der ein oder anderen Ecke, hinter der ein oder anderen Treppe, in der ein oder anderen Gasse, lachten einem blaue Mauern entgegen. Wenn ich heute auf meine eigenen Fotos schaue, könnte ich mir sogar einreden, dass es tatsächlich überall so aussah. Was nicht stimmt, aber hey – schön waren die blauen Ecken ja wirklich!
Ich musste noch etwas anderes begreifen: Chefchaouen war nicht nur blau, sondern überhaupt schön bunt. Die leuchtendsten Farben mischen sich in den schmalen Gassen der Medina unter die blauen Häuser. Immer wieder gab es nette, bunte Blumentöpfe an den blauen Häuserwänden und besonders schön waren die Säcke mit Farbpulver entlang der Straßen, die zeigen, zu wie viel Farbe sich Chefchaouen und Marokko insgesamt bekennen können.
Also ja, Chefchaouen war weniger blau, als ich es mir vorgestellt hatte. Es war jedoch nicht weniger schön, im Gegenteil. Es war bunt, vielseitig und sehr atmosphärisch.
3) Von Teehäusern und Bars in Chefchaouen
Besonders am und um den Place Outa el Hammam finden sich zahlreiche Cafés, Restaurants und Teehäuser. Natürlich ist Chefchaouen relativ touristisch, weshalb zumindest in den Restaurants viele Frauen und junge Pärchen anzutreffen sind. Anders jedoch in den Teehäusern, die eher von den Einheimischen besucht werden.
Diese sind nach wie vor Männerrevier. Nicht, dass Frauen nicht hinein dürften. Marokko scheint einfach noch nicht so weit, dass einheimische Frauen sich neben den Männern in die teilweise verrauchten Lokale wagen.
Aber wir waren ja zum Glück nachmittags eine kleine Gruppe unbescholtener Touristinnen – vier an der Zahl – und machten es uns in einem solcher Teehäuser in der oberen Etage inmitten von qualmenden Männern gemütlich. Genau genommen war die ganze Etage eine einzige Haschischrauchwolke. Denn Chefchaouen liegt nunmal direkt am Rifgebirge, welches das Hauptanbaugebiet für Cannabispflanzen in Marokko ist.
Aus mindestens einem Handy der Männergruppen dröhnte Musik. Französicher Hip Hop, spanischer Pop, Rap aus den Charts. Das scheint die Musik der jungen marokkanischen Generation zu sein. Wir bemerkten ein Lied, das wir unbedingt hören wollten – anders, als die Handybesitzer offenbar, die es schnell übersprangen.
Eine von uns packte der Mut. Sie sprach die Männer in holprigem Spanisch an, bat, das Lied noch einmal zu spielen. Vollkommen ungetreu jeglicher möglicherweise Frauenverachtender Vorurteile gegen Marokko lächelten die beiden angesprochenen Männer freundlich und machten sich sogleich auf die Suche des Songs in ihrer Liste. Enrique Iglesias. Wir bekamen gleich eine ganze Playlist erstellt. Alte Charmeure.
Ein warmer Moment, in dem sich der fortschrittliche Westen und die Wurzeln Marokkos die Hand zu reichen schienen. Etwas, was in Chefchaouen im Übrigen alltäglich scheint.
Aber nicht nur Teehäuser kann Chefchaouen, sondern auch Bars. Und das in einem Land, in dem Alkohol kaum ein Thema und oft gar nicht zu bekommen ist.
Mit einer Gruppe aus dem Hostel machten wir uns eines abends auf, um eine solche zu erkunden. Von außen halb mit Rollos verschlossen, ein Türsteher im Eingang, die ganze Bar voller rauchender marokkanischer Männer. Überall Bier auf den Tischen, daneben teilweise große Portionen Essen.
Auch wir suchten uns einen Tisch und bestellten unsere Biere. Gleich kamen 2 Teller Salat für die Gruppe dazu. Wenig später zwei Fischteller. Ungefragt, unbestellt. Eine zweite und dritte Runde Bier. Wir beschlossen, zu gehen, teilweise kramten wir bereits unseren Geldbeutel raus, als gerade der dritte Gang Essen auftauchte: Dicke Hähnchenschenkel. Natürlich mussten auch die erstmal gegessen werden, bevor wir wirklich gehen konnten.
Das Rollo vor dem Eingang war mittlerweile übrigens komplett herunter gelassen. Wie gesagt: Die Marokkaner hängen ihren Alkoholkonsum ungern an die große Glocke.
4) Tag 3 in Chefchaouen: Eiseskälte, Regen und wie die Sonne durch Wolken brach
Wenn man nach Marokko fliegt, denkt man an Wärme – oder? Liegt immerhin in Afrika. Klar, dass es im Winter dort auch mal kalt werden kann, aber jetzt war ja schon Mitte März.
Leider schien das Marokko gar nicht zu kratzen. Es nahm sich das Recht, ebenfalls mal die Möglichkeit der Eiseskälte und des Regens auszukosten.
Bereits in den ersten beiden Nächten in Chefchaouen war es ziemlich kalt gewesen. Das war ja noch nachvollziehbar, zumal Chefchaouen eben auch in den Bergen liegt. Tagsüber hatte aber immerhin die meiste Zeit die Sonne geschienen.
Eine andere Reisende und ich hatten an diesem Tag wandern gehen wollen. Als wir aufwachten und zum Frühstück auf die Dachterasse gingen, erschlug uns gleich der Anblick nasser Böden und Pfützen. Es hatte wohl die Nacht über geregnet. Es war unheimlich diesig und grau, und vor allem eiskalt! Glaubt mir, wenn ich sage, dass das Frühstück auf der Dachterrasse kein Vergnügen war…
Noch während des Frühstücks begann es wieder zu tröpfeln, was sich schnell zu einem ordentlichen Regenschauer auswuchs. Wir verließen an diesem Tag so wenig wie möglich das Hostel. Das Problem war allerdings, dass es auch im Hostel eisig kalt und ungemütlich war.
Heizungen habe ich in Marokko nicht einmal gesehen, und das führte nun in den Bergen in Chefchaouen zu einem fatalen Ergebnis: Die Feuchtigkeit und die Kälte drangen durch die Fenster, Kleider und Knochen. Und es gab kaum eine Möglichkeit, sich wieder aufzuheizen.
Und dabei hatte ich immerhin Winterpullover mit, eine lange Stoffjacke, eine dichte Jeans und eine Mütze. Mir klapperten dennoch oft genug die Zähne. Es gab einfach keine Chance, der Kälte zu entfliehen.
Langsam hörte es dann gegen Nachmittag auf, zu regnen. Ich hatte genug vom Drinnen hocken und Zittern und beschloss, zur spanischen Moschee (eher eine Kirche) auf einem Hügel direkt bei Chefchaouen zu laufen. Von dort sollte man normalerweise wunderbar den Sonnenuntergang beobachten können. An diesem wolkenreichen, echt ungemütlichen Tag wohl kaum möglich. Ich hoffte aber zumindest auf einen netten Blick auf Chefchaouen von oben.
Schließlich machte ich bereits auf halbem Wege Halt. Die Aussicht war bereits atemberaubend.
Ich konnte auf die grünen Hügel schauen, auf die Stadt Chefchaouen am Fuße des Berges und auf die Sonne, die bereits im Begriff war, unterzugehen.
Obwohl teilweise nach wie vor mächtige grau-schwarze Wolken am Himmel waren, durfte ich doch tatsächlich den Sonnenuntergang beobachten. Es war einer der eindrucksvollsten, die ich bis dahin gesehen hatte – vielleicht nicht der schönste, jedoch unheimlich vielseitig, Ehrfurcht erweckend und spannend. Denn die Sonne versank eben nicht einfach nur als orangeroter Ball nach und nach hinter den umzingelnden Bergen, sondern brach immer mal wieder durch die Wolkendecke durch.
So wurde das gesamte Tal an immer wieder unterschiedlichen Stellen in Licht getaucht, mal schwächer, mal stärker, mal hier, mal da, mal wurde es kurz dunkel, drei Minuten später leuchtete die ganze Stadt. Man konnte jeden einzelnen Sonnenstrahl sehen.
Es war einfach toll, und ich war heilfroh, doch noch das Hostel verlassen und mich in die vermeidliche Kälte gewagt zu haben!
5) Tag 4 in Chefchaouen: Nur noch mehr Kälte, Regen und Wanderungen, die ins Wasser fielen
Am Morgen des 4. Tages erwartete mich dann Schnee auf den Berggipfeln. In Marokko! In Afrika! Im März! Und gleichzeitig war es in Deutschland um einige Grad wärmer…
Eine andere Reisende und ich hatten an diesem Tag wandern gehen wollen. Es gibt in der Nähe von Chefchaouen wohl einen schönen Wasserfall und die bekannte God’s Bridge, eine Felsenbrücke. Eigentlich hatten wir da schon am gestrigen Tag hinlaufen wollen, aber da war das Wetter ja nicht ganz so prickelnd. Also hatten wir extra noch eine Nacht dazu gebucht. Hätte ja keiner ahnen können, dass es in Marokko noch kälter werden und noch mehr regnen kann, als ohnehin schon.
Wir verbrachten stattdessen einen Tag, an dem es keine Minute ohne Regen gab. Bibbernd, mit eiskalten Füßen, fast nur im Hostel, wo wir mit Decke, Jacke und Mütze saßen. Wir versuchten uns den Tag über, mit Pfefferminztee aufzuwärmen, hatten aber nicht ganz so viel Erfolg damit.
Ja, auch das ist scheinbar Marokko.
6) Zusammenfassende Informationen über Chefchaouen
Chefchaouen liegt in den Bergen. Im Winter kann hier sogar viel Schnee liegen und es kann sogar zu Minusgraden kommen, sobald die Sonne verschwindet. Zumindest in den günstigen Unterkünften gibt es keine Heizungen. Im Winter solltet ihr Chefchaouen deshalb nur mit richtiger Winterkleidung besuchen! Auch der Frühling kann (wie ihr ja seht 😉 ) noch kalt sein.
Im Sommer dagegen könnt ihr in Chefchaouen der großen Hitze in Marokko etwas entfliehen.
Internet gibt es in den Unterkünften und in manchen Cafés und Restaurants. Wer möchte, kann sich eine marokkanische Sim-Karte mit Datenvolumen besorgen.
Für den Strom benötigt ihr keinen Reiseadapter. Unsere normalen deutschen Stecker passen.
Fotos vom blauen Chefchaouen schießen und durch die Medina bummeln, in einem der Teehäuser, Restaurants und Cafés am Place Outa El Hammam essen oder einen Pfefferminztee trinken und zur spanischen Moschee laufen, um die Aussicht und den Sonnenuntergang zu genießen.
In der Umgebung locken vor allem die God’s Bridge und die Wasserfälle Cascades d’Akchour. Entweder nehmt ihr ein Sammeltaxi, das euch in der Nähe raus lässt, oder ihr lauft die ganze Strecke zu den Wasserfällen zu Fuß (ca. 5 Stunden Fußweg).
Wie überall in Marokko bietet sich frisches Obst und Gemüse von den Märkten an.
Am und um den Place Outa el Hammam tummeln sich Restaurants und Snackbars.
Mehr oder minder bekannt ist Chefchaouen für seinen guten Ziegenkäse. Diesen findet man allerdings nicht auf den Märkten oder in der Medina, sondern im extra Ziegenkäsegeschäft. Erkundigt euch danach am besten in eurer Unterkunft.
Die letzte Nacht verbrachte ich mit einer anderen Reisenden im Souika Hotel* nur 2 Minuten vom Place Outa El Hammam entfernt. Wir buchten uns dort ein Doppelzimmer für wirklich kleines Geld und waren sehr positiv überrascht – wir bekamen beide ein großes Doppelbett in einem hellen, geräumigen Zimmer. Frühstück gab es dort nicht, aber auf Wunsch Tees und Säfte. Die Sitzecken waren freundlich.
Abschließende Worte
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Wart ihr in Marokko auch mal mit solch extremer Kälte konfrontiert? Oder hattet ihr die Gelegenheit, bei schönem Wetter Chefchaouens Umgebung genauer zu erkunden? Ich würde mich freuen, von euren Erlebnissen zu lesen :-)!
Liebe Marie,
mein Mann und ich überlegen gerade, wo es im Herbst hingehen soll. Da auch Marokko im Gespräch ist, habe ich diesen Ort gegoogelt und bin so auf deinem Blog gelandet. Wir waren zwar mal vor 30 Jahren in Marokko aber nicht in dieser Gegend. Die Bilder von der blauen Stadt habe ich schon oft gesehen. Sie sehen einfach toll aus. Ich bin ja so ein Freund bunter Farben. Ein bisschen sieht die Stadt auch aus wie die Orte auf den Kykladen, Mykonos z.B.
Dein Bericht liest sich sehr stimmungsvoll und nimmt mich gefühlt mit vor Ort. Vielen Dank auch für die geteilten Informationen. Ich wünsche dir noch viele tolle Reisen.
Liebe Grüße
Renate
Hallo Renate,
vielen Dank für deinen Kommentar und die lieben Worte :-)! Falls es euch wirklich nach Marokko verschlagen sollte, wünsche ich euch eine ganz ganz tolle Zeit dort!
Beste Grüße,
Marie