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Typisch Indonesien Kultur

Aktualisiert zuletzt am 10. Januar 2022

Ich habe lange gedacht, jeder sollte nach Indonesien reisen! Mich hatte das Land so sehr gepackt, dass ich noch heute, ein paar Jahre später, nicht aufhören kann, immerzu davon zu schwärmen. Allerdings sollte man sich in Indonesien an ein paar Dinge gewöhnen, wenn man sich auf das Land einlassen und es ganz aufsaugen möchte (was ich  jedem rate). Dinge, die einfach „Typisch Indonesien“ sind.

 

1) Typisch Indonesien: Der Smalltalk

 

Ein Grund, weshalb es gar nicht so schwer ist und lange dauert, Indonesisch zu lernen, ist der immer gleiche Smalltalk.

Du solltest in Indonesien nicht respektlos sein, und ihn ignorieren, und vor allem solltest du ihn nicht als Einmischen in deine persönliche Welt verstehen.

Im indonesischen Smalltalk werden vor allem folgende Fragen jedes Mal gestellt, wenn du auf jemand neuen triffst:

  • Wo kommst du her?
  • Wohin möchtest du?
  • Wie alt bist du?
  • Wie lange bist du in Indonesien?
  • Kannst du schon Indonesisch sprechen?
  • Bist du verheiratet?
  • Wenn nein, hast du einen Freund?
  • Hast du Kinder?
  • Wenn ja, wie viele?

In Reiseführern liest man manchmal, dass auch die Frage, ob man schon Reis essen kann, häufiger fiele. Mir wurde diese Frage in 3 Monaten genau einmal gestellt.

 


 

2) Typisch Indonesien: Reis

 

Womit wir gleich beim nächsten Thema wären: Dem Reis.

Die Indonesier ernähren sich überwiegend von Reis, zum Frühstück, mittags, zum Abendessen, als Snack zwischendurch.

Obgleich aus europäischer Sicht der Reis auch in anderen asiatischen Ländern allgegenwärtig ist und ja schon längst den Weg in unsere eigene Küche gefunden hat, vertrauen die Indonesier noch nicht ganz darauf, dass wir wissen, was vernünftiger Reis ist und wie man ihn isst.

Zwar gibt es auch Alternativen zum Reis, beispielsweise Tofu oder Tempeh, wenn du durch Indonesien reist wirst du dennoch an diversen Reisgerichten nicht vorbei kommen.

Die Liste des typisch indonesischen Essens könnte ich übrigens noch um einiges erweitern – das muss wohl in einem separaten Artikel Platz finden ;-).

 

Typisch Indonesien Reis

 


 

3) Typisch Indonesien: Chaotischer Verkehr

 

Das Hauptverkehrsmittel in Indonesien sind Motorräder. Was auch Sinn macht, immerhin kommt man mit denen immer noch überall und irgendwie vorbei und durch.

Manchmal gibt es zweispurige Straßen. Der Streifen in der Mitte dient eigentlich nur dazu, auf ihm zu fahren und über ihn im Slalom andere Gefährte zu überholen oder sich überholen zu lassen. Und dann gibt es zum Ausweichen ja auch noch die sandigen Streifen neben den Straßen.

Lautes Gehupe darf man dabei natürlich nicht vergessen. Dieses hat in Indonesien keinerlei akute „Warnfunktion“, sondern ist eher ein Signal, dass man existiert. *Huup Huup* – ich überhole dich. *Huup Huup* – ich komme um die Ecke gefahren. *Huup Huup* – Hallo allerseits!

Irgendwie nett.

Gleichzeitig eben auch ganz schön chaotisch und auch nicht ganz ungefährlich. Auf Bali sterben jeden Tag etwa 8 Menschen im Straßenverkehr. Häufig Touristen, die den Verkehr nicht gewohnt sind, und fast immer Motorradfahrer.

Das Komische dabei: Man gewöhnt sich als Beifahrer so schnell an die wilden Rasereien, dass man bei einem Meter Platz zum Nebenauto am liebsten der ganzen Welt von diesem Wunder im indonesischen Straßenverkehr berichten würde. Irgendwie ist dann alles doch nicht mehr so dramatisch.

 

Typisch Indonesien chaotischer Verkehr mit Motorrädern

 


 

4) Typisch Indonesien: Du bist ein Star

 

Auf eine Sache kannst du dich in Indonesien immer verlassen: Du bist als Westler ganz schön interessant. Wenn du dann auch noch blonde Haare und helle Haut besitzt, bist du der Star schlechthin.

Tja, da schieße ich also so ziemlich den Vogel ab…

Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass du ständig um Fotos gebeten wirst. Nach 3 Monaten Indonesien kursierten bestimmt ein paar Dutzende Bilder von mir bei Facebook, in Whatsapp-Konversationen oder auf Handyspeicherkarten.

Die Frage nach dem Schnappschuss habe ich nie als unhöflich erlebt, aber auf Dauer kann sie manchmal auch nerven. Lehne im Zweifelsfall einfach freundlich ab.

 


 

5) Typisch Indonesien: Busfahren ist ein Abenteuer

 

Und das gleich aus verschiedenen Gründen.

Erstens wird auch bei der Personenbeförderung wenig Rücksicht auf Geschwindigkeit genommen. Dann geht es noch diverse Berge rauf oder runter und schwupps greift der Erste zur Tüte. Die fliegt anschließend einfach aus dem Fenster. Na, immerhin riecht der Bus dann nicht so furchtbar.

Die Indonesier sind offenbar auch immer bestens für solche Fälle gewappnet – einen Mangel an Tüten gab es in den Bussen nie, regen Bedarf daran jedoch immer mal wieder.

 

Zweitens sind die Busse in Indonesien wirklich komfortabel. Und da rede ich nicht von etwas Beinfreiheit oder einem Monitor im Vordersitz (den es leider dann doch nicht gibt). Ich spreche von den Sitzen, die man komplett ausklappen und die Beine ausstrecken kann.

So lassen sich auf dicken, weichen Polstern wirklich stundenlange Fahrten wunderbar aushalten.

 

Drittens heißt es hier ordentlich abkühlen. Wogegen man in der schwülen Hitze in Indonesien manchmal ja gar nicht die Unterkunft verlassen oder nur am Meer liegen möchte, wünscht man sie sich in den Bussen manchmal fast herbei. Die Klimaanlagen in Indonesien funktionieren einfach hervorragend.

Ein dicker Pullover, Schal und eventuell sogar Socken sind da in jedem Fall empfehlenswert.

 

Und zu guter Letzt hat man in den indonesischen Bussen immer wieder die Ehre, indonesische Musik zu hören. Ob man will oder nicht. Ja, auch die Lautsprecher in den Bussen funktionieren hervorragend.

Immerhin vergisst man so nie, in welchem Land man sich gerade befindet (wie als ob man das sonst könnte), und um ehrlich zu sein will man irgendwann auch gar nicht mehr ohne die Musik Bus fahren.

 

Typisch Indonesien Bussitze

 


 

6) Typisch Indonesien: Ein „Nein“ gilt als unhöflich

 

Indonesier sagen ungerne Nein. Zwar gibt es da regionale und kulturelle Unterschiede, generell solltest Du aber damit rechnen, dass du ein Nein kaum zu hören bekommst.

Das kann unter Umständen zu Verwirrungen führen, wenn du nach dem Weg fragst, oder eine Ja/Nein-Frage stellst. Häufig kramen die Indonesier dann ihre Umschreibungskünste aus, oder sie organisieren dir einfach jemanden, der dir eine korrekte Antwort auf deine Frage geben kann.

 


 

7) Typisch Indonesien: Die Sanitäranlagen-Sparmaßnahme

 

Indonesien ist groß und riesig vielseitig und überall anders. Wer das echte Indonesien erleben möchte, wird allerdings erkennen, dass die Sanitäranlagen häufig nicht ganz dem entsprechen, was wir in der deutschen Heimat im Badezimmer vorfinden.

Und selbst, wer das nicht erleben möchte, wird dem früher oder später vermutlich begegnen.

Da wären zum einen die Hocktoiletten. Wenn man Pech hat sogar eher ein Loch im Boden, als etwas, was nach „Hocken“ oder „Toilette“ aussieht.

Weiches, flauschiges Klopapier wird meist vergeblich gesucht. Stattdessen gibt es große Eimer mit Wasser und Schöpfkellen und die eigenen Hände. Oder sowas in der Art.

Für die Empfindlichen gehört deshalb eine Tube Desinfektionsgel in’s Gepäck

Auf Klopapier sollte man in Indonesien ohnehin verzichten, weil das nicht nur die Hocktoiletten, sondern prinzipiell die Toilettenleitungen verstopft. Das kann das Abwassersystem in Indonesien gar nicht leisten.  Wenn, dann sollte das Klopapier im Mülleimer landen. Immerhin werden die in den Unterkünften auch regelmäßig gelehrt, unangenehmer Geruch kommt da nicht auf.

Für all die Kritiker, die „Oh Gott, wie eklig“-Sager, die Bakterien-förmlich-sehen-Könner: Die Hocktoiletten sind nicht nur gesünder, sondern auch hygienischer als unsere westlichen Klos!

 

Manchmal findet man auch „echte“ Toiletten, aber ohne Spülung. Ein merkwürdiges Mittelding.

 

Neben den Toiletten sollte man sich an die indonesischen Duschen gewöhnen: Die Mandis.

Wieder: Eine große Tonne Wasser unter’m Wasserhahn und eine Schöpfkelle oder ein kleiner Eimer dienen der Körperpflege. Unnötig, zu bemerken, dass das Wasser natürlich kalt ist, nicht wahr?

Am Anfang eine große Überwindung, gewöhnt man sich schnell an die Kellendusche, wenn man sich einmal an die Temperaturen in Indonesien gewöhnt hat.

Ja, man gewinnt sie sogar zu lieben. In Nullkommanichts ist man wach, ein wenig abgekühlt, gut durchblutet und fühlt sich rundum frisch. Und sauber wird man damit auch – keine Sorge.

 

Typisch Indonesien Toilette

 


 

8) Typisch Indonesien: Verhandeln

 

Da fliegen die Preise. 120 – nein, 80, – für 110 kriegst du es – ich gebe dir 90! Die Rede ist von Tausendern – 120.000 IDR (Indonesische Rupien), 80.000 IDR und immer so weiter. Bei derartigen Preisen geht es meist schon um Größeres, um eine Hose vielleicht, oder einen Sonnenhut.

Aber auch bei Bananen wird in Indonesien verhandelt, oder bei der Fahrt mit dem Becak, der indonesischen Rikscha. Da kann es wirklich um Centbeträge gehen. Ob du 10.000 IDR oder 6.000 IDR für das Bündel Bananen zahlst, macht für uns im Grunde nicht viel aus, gehört aber zum Einkaufen in Indonesien dazu.

Die Indonesier lieben es, zu verhandeln.

Ganz wichtig: Versuche, fair zu bleiben. Glaube nicht, dass du alles für Spottpreise kriegen kannst – dem werden die Indonesier dann auch einen Riegel vorschieben. Du darfst ruhig bei 40-50% unter dem zuerst genannten Preis anfangen,  letztlich trifft man sich dann irgendwo in der Mitte.

Wenn du länger durch Indonesien reist, wirst du schnell ein Gefühl dafür kriegen, wie viel Geld was kosten sollte. Und gönne ruhig mal 5.000 bis 10.000 IDR mehr, das tut uns gar nicht weh und der Verkäufer freut sich.

 


 

9) Typisch Indonesien: Straßenstände

 

Wer in Indonesien authentisch essen möchte, sollte sich an die zahlreichen Straßenstände und offenen, einfachen Restaurants machen.

Restaurants, wie wir sie kennen, sind auf Touristen ausgelegt und schmecken wirklich oft weniger gut. Wenn es dann noch Pizza oder Nudeln mit Tomatensoße gibt, oder einen „saftigen Burger“, weißt du, dass du hier keine gute indonesische Qualität erwarten darfst. Und du zahlst trotzdem das Doppelte.

Also, das leckerste Essen in Indonesien – und das ist wirklich köstlich – gibt es an den Straßen. Dort, wo man sich auf Hocker setzt, an langen Tischen mit Plastiktischdecken und einem Krug Wasser auf dem Tisch, häufig ohne Besteck. Dafür müssen Servietten erfunden worden sein.

Zum Essen darf man sich dann ruhig etwas Sambal Oelek gönnen oder Kecap manis, die süße Sojasoße.

Die einzige Magenverstimmung in 3 Monaten Indonesien hatte ich übrigens nach einem Restaurantessen. Die Straßenstände haben mich alle unbescholten davon ziehen lassen.

 

Typisch Indonesien Straßenrestaurant

 


 

10) Typisch Indonesien: Scharfes Essen

 

Schärfe gehört zum indonesischen Essen ebenso dazu wie der bereits oben erwähnte Reis. Da sollte man zu Beginn einer Indonesienreise vorsichtig sein, was man bestellt, und lieber einmal mehr nachfragen, wie oder ob das Essen scharf ist.

Mein Highlight in Schärfe hatte ich nach einem Monat Indonesien. Ich hatte 4 Wochen lang scharfes Essen umgangen, weil ich immer der Meinung gewesen war, dass ich das gar nicht mochte.

Dann war ich bei einer Couchsurfer-Familie und es gab abends kleine, knusprige Fische. „Etwas scharf“, ließ meine Gastgeberin verlauten. Tapfer wagte ich mich an den Knabbersnack (der natürlich mit Reis serviert wurde).

Ich hatte den Fisch gerade mal im MUND, da heizte es mir fast die Zunge weg. Jede noch so kleine Schweißpore am Körper öffnete sich, die Durchblutung schaltete auf Höchstleistung. Mann, war das unangenehm. Obwohl ich mich danach noch häufig an scharfes Essen machte, auch an als „sehr scharf“ deklariertes in Thailand, mein Körper geriet nie wieder so in Krise. Keine Sorge: Absolutes Extrembeispiel.

Ansonsten ist das indonesische Scharf nämlich lecker. Es ist eine geschmackvolle Schärfe, normalerweise gut dosiert, statt eine, die einfach nur weh tut.

 


 

11) Typisch Indonesien: (Schwüle) Hitze

 

Indonesien liegt im tropischen Klima, was bedeutet, dass es dort meistens heiß und schwül ist. Das kann am Anfang etwas anstrengend sein, wenn man nicht gerade am Meer ist, wo man sich im Wasser wunderbar abkühlen kann.

Elektrolythaltige Getränke (beispielsweise Procari Sweat, das es in Indo fast überall gibt) helfen ungemein gegen generelle und Kreislaufschwäche.

Ich kann nach 3 Monaten in Indonesien sagen, dass man sich an das Klima gewöhnt und die schwüle Wärme geradezu zu schätzen lernt.

Auf Borneo beispielsweise kann es im Sommer gleichzeitig so trocken sein, dass es zahlreiche Brände gibt. Einige davon beginnen gezielt als Maßnahme zur Waldabrodung, um stattdessen Palmölplantagen anzusiedeln, breiten sich dann aufgrund der Trockenheit jedoch unkontrolliert aus.

Die Luftverschmutzung steigt dann in äußerst kritische Bereiche, so dass einige Ältere, junge Mütter mit Kindern oder Kranke die Insel verlassen, um sich vor Schlimmeren zu schützen. Insofern sie es sich leisten können natürlich.

Auch auf diese Seite des Klimas muss man sich also leider einstellen.

 

Typisch Indonesien Klima Tropen Brand

 


 

12) Typisch Indonesien: Lächeln

Die Indonesier können strahlen, das sag ich euch! Aufrichtig, herzlich und warm. Oft musst du gar nicht viel dafür tun, es reicht, dass sich eure Blicke treffen.

Wenn das passiert, lächle zurück. Oder versüße dir deinen Tag einfach selbst, indem du mit dem Lächeln beginnst und dich über all die vielen strahlenden Gesichter freust, die dir darauf antworten.

Fast alles kann in Indonesien mit einem freundlichen Lächeln gelöst werden.

 


 

13) Abschließende Worte

 

Indonesien ist großartig, vor allem wegen der Menschen, der Vielseitigkeit, dem Essen, dem alltäglichen Leben, der Spiritualität, ach, einfach großartig eben. Nur solltest du eben nicht zu blauäugig und mit übermäßigen Luxusansprüchen eine Reise nach Indonesien antreten. Schon gar nicht als Backpacker. Wenn du dir dessen klar bist, wird Indonesien dich jedoch umwerfen – ganz bestimmt!

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Was ist für dich noch „Typisch Indonesien“? Was meinst Du, woran man sich in Indonesien erst gewöhnen muss, was war für Dich erstmal seltsam? Was sticht für Dich andersrum gerade positiv heraus? Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar!

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