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Indonesien Heimat

Aktualisiert zuletzt am 14. Februar 2022

Vielleicht ist es das, was passiert, wenn du irgendwo für längere Zeit bist. Vielleicht liegt es auch daran, dass bereits mein Uropa für eine Zeit in Indonesien gelebt und gearbeitet hat. Meine Großmutter und meine beiden Eltern waren schon dort, vor vielen vielen Jahren. Vielleicht ist Indonesien aber auch einfach sehr besonders. Woran auch immer es liegt:  Indonesien hat mein Herz im Sturm erobert. Und damit meine ich nicht Bali. Damit meine ich das „echte“ Indonesien. Denn obwohl Bali ebenfalls sehr schön ist und definitiv eine Reise wert, ist der Rest Indonesiens eben doch nochmal ganz anders. Und in den habe ich mich verliebt.

 

1) Hallo, du Fremde!

 

Es war so weit. Eine Idee hatte in mir zu wachsen begonnen, nachdem ich den Film „Eat, Pray, Love“ gesehen hatte, und sie war nicht mehr aufzuhalten. Und plötzlich, etwa ein Jahr später, landete ich nach 24h im Flieger in Jakarta, Indonesien. Es dauerte keine Stunde, und ich war verliebt.

Eigentlich hatte ich überhaupt nicht hierher gewollt. Um es stumpf zu sagen: Ich hatte nicht mal den blassesten Schimmer gehabt, wo Indonesien überhaupt liegt. Ich wusste überhaupt nichts über das Land. Nur von Bali hatte ich bereits gehört – zuletzt eben in „Eat, Pray, Love“.

Deshalb hielt ich auch erst gar nicht so viel von dem Vorschlag meiner Eltern, meine 4 Monate Reisezeit doch in einem kleinen Dorf auf Borneo zu beginnen. Dort hatten Bekannte eine Wohnung.

Klang ja nicht verkehrt, aber ich hatte mich doch gerade in Bali verguckt, in eines dieser Meditationsresorts, umzingelt von Tempeln und Mönchen und Frieden, und wollte danach vor allem nach Neuseeland, so lange wie möglich.

Ich könnte jetzt behaupten, dass es ein langer Weg war, bis ich am Ende doch in Indonesien landete. Aber das war es gar nicht. Vollkommen ahnungslos setzte ich mich nämlich kurz nach dem Vorschlag meiner Eltern an den PC und googelte nach Bildern von Indonesiens Landschaften.

Tut es einmal selbst. Wer könnte bei den atemberaubenden Fotos von kristallklarem Wasser, Reisplantagen, Tempeln und Bergen noch nein sagen?

Die Recherche ging weiter. Ich erfuhr mehr und mehr über dieses mir so fremde Land und seine Bewohner, und ganz von selbst stellte sich bei mir die Gewissheit ein, dass ich genau dorthin wollte.

 

Wie besonders muss ein Land sein, das sich in wenigen Minuten in mein Herz schleicht und dort nicht mehr verschwindet?

 

Indonesien Zweitheimat Reisfelder

 


 

2) Heiß, feucht, allein – und doch wieder überhaupt nicht

 

In Jakarta hatte ich bereits im Voraus mit meinem Hotel einen Shuttleservice vereinbart. Ein Schritt aus der klimatisierten Flugzeughalle heraus und schon Euphorie. Geil, ist das heiß und schwül. So hatte ich mir das vorgestellt und mich ebenso davor gefürchtet. Und jetzt stellte ich fest, dass es perfekt war. Die Luft roch nach Ruhe.

Natürlich wartete am Flughafen kein Shuttleservice auf mich. Ein Mann quatschte mich an, der offenbar am Flughafen zu arbeiten schien, oder Taxi fuhr, oder derlei, jedenfalls im deutschen Bilde gar nicht richtig vertrauenserweckend aussah. Er konnte Englisch und ich verriet ihm, dass ich auf das Shuttle warten würde. Das eben nicht kam.

Er bot an, das Hotel anzurufen, wenn ich ihm mein Handy mit der Nummer gäbe. Und das tat er dann auch. Zeigte mir den Weg zum Treffpunkt, rief nochmal an, weil kein Auto dort war, und verabschiedete sich dann. Ohne irgendeine Gegenleistung zu verlangen. Ohne mit meinem Handy in der Hand davon zu laufen.

Schließlich doch noch mit dem Shuttlebus im Hotel angekommen, realisierte ich dann, dass meine Kreditkarte weg war.

Mein typisches kleines Reisepech klopfte mal wieder lautstark an die Türe. In meiner ausbrechenden Panik organisierte der Hotelier umgehend und wie selbstverständlich eine Rückfahrt zum Flughafen für mich. Inklusive indonesischer Begleitung, die für mich am Flughafen durchfragen sollte. Gesagt, getan.

An diesem Abend durfte mein kleines Reisepech dem Glück die Hand reichen. Ein Sicherheitsmann hatte die Kreditkarte in der Tasche. Ich hatte sie im Geldautomaten vergessen. Jemand hatte sie dort gefunden und abgegeben.

Ich weiß, was man sagt. Ich kenne all die Warnungen und Hinweise, im Westen wird auf Sicherheit wert gelegt. Reist du hierhin, pass auf Diebe auf, reist du dorthin, Vorsicht vor Betrug, und wenn du alleine reist, sei sowieso auf der Hut. Dann auch noch als Frau.

Ist es ein Wunder, ein glücklicher Zufall, dass mir so geholfen wurde? Dass sich die Kreditkarte keiner eingesteckt hatte? Dass mein Handy nicht verschwunden war?

Ich würde sagen, nein. Ich würde sagen: Das ist Indonesien.

 

Einen Tag hat Indonesien gebraucht, um mir all meine Ängste zu nehmen. Und mich davon zu überzeugen, dass ich in all meiner Alleinreiserei in Indonesien nie wirklich auf mich allein gestellt sein würde.

 

Indonesien Zweitheimat Bäume

 


 

3) Indonesiens Gastfreundschaft ist überall

 

Von all den Ländern, in denen ich bisher war, hat mich noch kein Land so beschenkt wie Indonesien.

Noch nirgendwo habe ich so oft ein authentisches und herzliches Lächeln erhalten. Die Indonesier wissen, wie man strahlt, und sie schenken dir ihr Strahlen, wie als wäre es das normalste der Welt.

Noch nirgendwo sonst habe ich bisher in so viel Armut so viel Großzügigkeit erlebt. Menschen haben mich zum Essen eingeladen, haben mir Bustickets bezahlt, mich durch Städte chauffiert. Haben mit mir Snacks geteilt und mich einladen wollen zu Freunden, zur Familie. Sie haben mir ihre Sitzplätze angeboten und mich, ohne ein Wort mit mir sprechen zu können, einen gesamten Flug über begleitet. Sie haben mir ihre Telefonnummern gegeben, falls ich Hilfe bräuchte und Telefonate für mich geführt.

Männer wie Frauen, Kinder wie Erwachsene, immer wurde mir geholfen. In Dörfern, an Stränden, in Großstädten, überall. Die Indonesier haben mich niemals allein gelassen mit offenen Fragen. Wenn ich etwas suchte oder wissen wollte, und jemand es nicht wusste, dann wurde jemand organisiert, der es tat. Und das immer und immer wieder.

 

Die Indonesier kennen ihr eigenes Land besser, als jeder Reiseführer. Und sie werden es dir zeigen, wie als wäre es ein großer Schatz, den sie gerne mit dir teilen. 

 

 


 

4) Sprache überwindet Grenzen

 

Noch nirgendwo sonst habe ich so viele Gespräche am Straßenrand geführt wie in Indonesien. In Bussen, an Haltestellen, beim Laufen. Vor Läden, in Läden, am Strand, beim Sightseeing.

Es gibt diesen ganz typischen indonesischen Smalltalk, immer dieselben Fragen. Woher kommst du, bist du verheiratet, hast du Kinder, wie lange bist du in Indonesien,..? Und danach erzählen dir die Menschen von sich selbst. Am Ende hast du das Gefühl, du hast Hunderte von Freunden auf dem Weg gefunden.

Wenn ich heute irgendwo ein Wort Indonesisch höre, dann fühle ich mich wie zu Hause. Nach 3 Monaten reisen durch Indonesien konnte ich ganz gut Indonesisch sprechen. Es reichte für jeglichen Alltagsgebrauch und unkomplizierte Gespräche.

Indonesisch ist eine sehr einfach zu lernende Sprache, da es kaum Grammatik gibt. Und die Indonesier sind wirklich stolz und freuen sich, wenn man ein paar Brocken indonesisch sprechen kann. Dann loben sie dich und übertreiben auch gerne, wie toll deine Sprachkenntnisse wären.

Die Indonesier wissen irgendwie, wie sie dir ein gutes Gefühl geben können.

Ich denke, dass die Landessprache zu sprechen tatsächlich Grenzen überwindet. Ich war auf einmal kein Tourist mehr, sondern Freund, Indonesien kein Reiseland mehr, sondern ein Zuhause und die Indonesier nicht mehr exotisch, sondern vertraut. Wir waren uns irgendwie nah, auch wenn wir uns nicht kannten.

 

Ich habe eine Welt kennen gelernt, die sich hinter all den Traumstränden, Surfbrettern und Touren der Werbeplakate versteckt. Sie war vielleicht ärmer, vielleicht staubiger, vielleicht härter, aber dennoch wunderschön.

 

 


 

5) Indonesien, du Vielseitige.

 

Vulkane, Traumstrände, karge Landschaften, Urwald. Palmölplantagen und Korallenriffe, kleine Inseln, große Inseln. Staub, Strand, Moos, Stein, Unterholz.

Indonesien besteht aus über 17.500 Inseln. Längst nicht alle sind bewohnt, und noch viel weniger wird der durchschnittliche Indonesienreisende besuchen.

Aber selbst von den 5, 10, vielleicht 20 oder 30 Inseln, die er besuchen wird, ist jede einzelne anders. Die Dialekte sind anders, die Menschen sind anders, das Essen ist anders und die Natur ist anders.

Ich bin nur drei Monate durch Indonesien gereist und habe dabei lediglich die großen Inseln Sulawesi, Borneo, Java, Bali mit den Gili-Islands und Lombok kennen gelernt, sowie einige kleine Inseln auf dem Weg nach Flores.

Und doch:

 

Ein Monat in Indonesien kann einem vorkommen, wie als hätte man viele verschiedene Länder bereist.

 

 


 

6) Zeige mir, was Demut ist

 

Immer wieder denke ich an einen jungen Mann, mit dem ich mich an einem Abend in Indonesien unterhalten habe. Er wolle eines Tages die Schule beenden. Dafür arbeite er. Er war stark, kräftig, einfach vielleicht, aber er hatte diese Art, das Leben zu betrachten. Ohne Reue oder Missgunst, ohne Gier oder Neid. Ein wenig verträumt, ehrlich und entschlossen.

Wir unterhielten uns über unsere Familien, er in gebrochenem Englisch. Was unsere Eltern taten, ob wir Geschwister hatten, was wir selbst arbeiteten. Und dann erzählte er mir von diesem Traum, Geld zu sparen und weiter zur Schule zu gehen. Schule – ein Privileg, über das ich mich früher so oft beschwert habe.

Diese junge Mann, der so viel weniger hatte als ich, versprach am Ende des Abends für mich zu beten, damit ich ein glückliches und sicheres restliches Leben haben würde, und damit sich meine Träume erfüllen.

Ich erlebte einen der demütigsten Momente meines Lebens. In diesem Augenblick erkannte ich, wie viel mir geschenkt worden war, als ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit geboren worden war. Wie wenig ich selbst dazu beigetragen hatte. Und wie wenig ich mir dessen bewusst war.

 

Nur ein Moment in Indonesien, aber einer von vielen, die zeigen, von wie viel Wohlstand, Möglichkeiten und Erstrebenswertem wir zu Hause tagtäglich umgeben sind.

 

 


 

7) Sanfte Geborgenheit und warmer Abschied

 

Indonesien ist ein Land, das mich sanft in die Arme nahm, als ich mich alleine fühlte. Indonesien ist ein Land, das mir ein Lächeln schenkte, wenn mir traurig zu Mute war. Indonesien ist ein Land, das mich vor Herausforderungen stellte, die ich meisterte, und die mich wachsen ließen. Indonesien ist ein Land, das sich mir nicht aufdrängte, sondern mich in Sicherheit wog.

In Indonesien lernte ich die Ruhe kennen. Die Gelassenheit, den Tag zu leben, wie er ist, die Dankbarkeit für das, was ich habe. Stolz zu sein auf die harte Arbeit, die ich Tag für Tag bewältige und mich auf die kleinen Dinge im Alltag zu freuen.

Indonesien hat etwas Berührendes.

Wenn ich Indonesien mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl „warm“. Aber nicht wegen der Temperaturen, sondern wegen der Atmosphäre, die Indonesien ausstrahlt. Wegen der inneren Wärme, die sich dort breit macht, der Wärme der Menschen, der wärmenden Schönheit der Natur. Eine Wärme, die ich noch heute spüren kann.

Indonesien ist bis heute in mir. Die Menschen, die atemberaubenden Ausblicke, die Unterhaltungen, die Abenteuer und tiefenentspannten Tage, die fremde Kultur und die Vertrautheit, das alles ist heute noch ebenso präsent wie 2014, als ich von Indonesien weiter nach Malaysia zog.

 

Der Abschied von Indonesien war sicherlich traurig – aber ich weiß, dass es kein Abschied für immer sein wird.

 

 


 

Abschließende Worte

 

Für mich wird Indonesien wohl immer etwas Besonderes bleiben. Manchmal fehlen mir die Tage in den staubigen Straßen zwischen rasenden Motorrädern und hupenden Autos, die Straßenstände, das Lächeln der Menschen, der Klang der indonesischen Sprache, die Mandis die Traumstrände und der Regenwald. Gleichzeitig hat mir Indonesien bereits mehr gegeben, als ich mir je erhofft hatte. So oder so: Letztlich führt kein Weg daran vorbei, eines Tages noch einmal dorthin zu reisen.

 

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